Aus der Gesundheits- und Berufspolitik:
Nach der Wahl: Viele bekannte Gesichter in der Gesundheitspolitik
Die Bundestagswahl hat handfeste Überraschungen gebracht. In der Gesundheitspolitik allerdings gibt es einige Konstanten: Viele Gesundheitspolitiker konnten ihr Bundestagsmandat verteidigen, einige sogar ihr Direktmandat. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) beispielsweise schaffte den direkten Einzug ins Parlament ebenso wie der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD). Der bisherige Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Edgar Franke (SPD), verteidigte seinen nordhessischen Wahlkreis ebenfalls. Trotz heftiger Verluste der Christdemokraten punkteten zahlreiche CDU-Gesundheitspolitiker direkt, darunter auch die parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Annette Widmann-Mauz. Auch der bislang für Gesundheit zuständige stellvertretende Fraktionsvorsitzende für die CDU/CSU-Fraktion, Georg Nüßlein, schaffte den Wiedereinzug in den Bundestag. Für die SPD werden unter anderem die bisherige gesundheitspolitische Sprecherin Hilde Mattheis und Dirk Heidenblut wieder im Parlament sitzen. Auch bei Bündnis 90 / Die Grünen gibt es mit der gesundheitspolitischen Sprecherin Maria Klein-Schmeink und Kordula Schulz-Asche Kontinuität. Für die Linke sind Sprecherin Kathrin Vogler und Harald Weinberg wieder dabei. Mit Maria-Agnes Strack-Zimmermann und Christine Aschenberg-Dugnus sind zwei anerkannte Gesundheitspolitikerinnen für die FDP neu im Bundestag. Dem 19. Deutschen Bundestag werden auch elf Ärzte und ein Zahnarzt angehören: Wieland Schinnenburg (FDP) studierte zunächst Zahnmedizin und promovierte. Als niedergelassener Zahnarzt studierte er in Hamburg noch Rechtswissenschaften und ist als Fachanwalt für Medizinrecht tätig. Ob die neugewählten Mediziner allerdings in der Gesundheitspolitik aktiv werden, ist noch ungewiss. Die Ausschüsse werden erst nach der Regierungsbildung neu besetzt. Quelle: Ärzteblatt, NAV-Bund
Montgomery: Gesundheitswesen kann sich Stillstand nicht leisten
Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen für eine neue Bundesregierung dringen die Akteure im Gesundheitswesen auf eine schnelle Einigung. „Auch wenn wir jetzt über Regierungskonstellationen sprechen, die vorher für viele undenkbar waren – die gesundheitspolitischen Herausforderungen bleiben die gleichen. Und die Zeit läuft“, erklärte Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Das Gesundheitswesen könne sich Stillstand durch Koalitionsverhandlungen „nicht leisten“. Montgomery führt aus, dass die Reform des Medizinstudiums, eine deutliche Entlastung der Notfallversorgungsstrukturen und Sofortmaßnahmen zum Abbau des Investitionsstaus in den Kliniken dringend zu lösende Aufgaben seien. Auf die Agenda gehörten auch eine durchdachte Digitali€sierungsstrategie und die Weiterentwicklung des dualen Kran€ken€ver€siche€rungssystems, inklusive der Novelle der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Der BÄK-Präsident nannte die Herausforderungen „gewaltig“ und bot der neuen Bundesregierung die Zusammen€arbeit an. Ähnlich äußerte sich Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). „Die Wähler haben entschieden. Das Ergebnis ist eine politisch herausfordernde und nicht leichte Situation“, sagte er. Gassen nannte das Ziel, weiter daran zu arbeiten, die medizinische und psychotherapeutische Versorgung der Bürger in Deutschland zukunftsfest zu gestalten. Quelle: Ärzteblatt
EuGH bestätigt Gesundheitsschutz als überragendes Rechtsgut
Der Schutz der Gesundheit und des menschlichen Lebens haben höchsten Rang im EU-Recht. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in seinem Urteil vom 21. September 2017 in der Rechtssache C-125/26 unterstrichen. Gleichzeitig stellte das Gericht klar, dass es alleine Sache der Mitgliedstaaten ist festzulegen, auf welchem Niveau sie den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung gewährleisten wollen und wie dieses Schutzniveau erreicht werden soll. Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel, begrüßte das Urteil: „Das höchste Gericht der EU hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass Gesundheitsschutz nicht verhandelbar ist.“ Das EuGH-Urteil hat darüber hinaus auch Bedeutung für die laufenden parlamentarischen Beratungen über das Dienstleistungspaket. „Der EuGH hat die Sonderrolle der Gesundheitsberufe hervorgehoben, daher ist eine Ausnahme der Heilberufe aus dem Anwendungsbereich der umstrittenen EU-Richtlinie nur folgerichtig“, sagte Engel. Quelle: BZÄK
Trump will Gesundheitssystem per Präsidentenerlass verändern
Auch in Sachen Gesundheitsreform hat US-Präsident Donald Trump kein gutes Händchen. Nachdem er und seine Republikaner mit geplanten Veränderungen am Widerstand in den eigenen Reihen gescheitert waren, macht Trump nun einen weiteren Vorstoß für eine Neuregelung: Offenbar soll die Krankenversicherung Obamacare verbessert werden. Er wolle wohl schon in der nächsten Woche eine umfassende Präsidentenverfügung erlassen, sagte der Präsident am vergangenen Mittwoch. Damit solle ermöglicht werden, dass Menschen ihre Versicherungsleistungen auch bei Krankenversicherungen in anderen Bundessstaaten einkaufen können. Die Monopolstellung einiger Versicherer in bestimmten Bundessstaaten hatte zu örtlich extrem hohen Versicherungsprämien beigetragen – einer der Hauptgründe, warum Obamacare vielerorts in den USA einen schlechten Ruf hat. Trump hatte in der Vergangenheit mehrmals angedroht, er werde die von seinem Vorgänger Barack Obama eingeführte Krankenversicherung nicht reparieren, sondern das System scheitern lassen. So wollte er den Druck zur Schaffung eines neuen Gesetzes erhöhen. Quelle: Ärztenachrichtendienst
Unzuverlässige Patienten: Kosten in Millionenhöhe
Welcher niedergelassene Arzt kennt das Ärgernis mit unzuverlässigen Patienten nicht? Das tatsächliche Ausmaß des Schadens für die betroffenen Praxisinhaber bringt nun die deutsche Pünktlichkeitsstudie 2017 zum Vorschein. Mehr als die Hälfte aller befragten 561 niedergelassenen Ärzte beklagen Einbußen von bis zu 1.000 Euro und mehr pro Monat. Dabei gelten Patienten jenseits der 51 Jahre noch als besonders pflicht- und terminbewusst, Patienten zwischen 19 und 30 Jahren jedoch als klare Spitzenreiter in Sachen Unzuverlässigkeit (44,64 Prozent). Doch der Optimierungsbedarf besteht auch bei vielen Arztpraxen selbst: So erinnern nur knapp die Hälfte aller befragten Praxen ihre Patienten aktiv an bevorstehende Termine. Meist geschieht dies persönlich per Telefon (42,93 Prozent), häufig aber auch über den relativ teuren Postweg (31,48 Prozent). Günstige Alternativen wie SMS (8,94 Prozent) oder E-Mail (14,49 Prozent) kommen dagegen sehr selten zum Einsatz. Eine zeit- und kostensparende automatisierte Terminerinnerung nutzt dagegen erst knapp ein Fünftel aller Befragten. Quelle: Dental Tribune
Zu guter Letzt:
Implantate von Dr. med. dent. Roby
Bald könnte der Zahnarzt entspannt ein bisschen Gymnastik treiben, wenn es an die Implantierung eines künstlichen Zahnes geht. Kollege Roboter übernimmt dann. Zumindest in China ist das keine Zukunftsmusik mehr. Laut der South China Morning Post gibt es dort 400 Millionen Menschen, die Implantate benötigen - aber zu wenige Zahnärzte. Nur eine Million Implantate werden pro Jahr eingesetzt, die Qualität sei zudem oft schlecht. Nun hat im Land der Mitte Ende September ein Roboterzahnchirurg erstmals autonom zwei Zahnimplantate aus dem 3D-Drucker gesetzt. Medizinisches Personal war zwar präsent, soll aber in die Operation, die sich über eine Stunde hinzog, nicht eingegriffen haben. Vermutlich haben sie die Zeit genutzt für Dehnübungen. Denn bis Roboter bohren oder andere zahnärztliche Eingriffe vornehmen, wird es wohl noch dauern. Quelle: heise.de
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